
Design ist, wenn’s einfacher wird (und möglichst auch nachhaltiger). Auf diese Formel könnte man die Einstellung der jungen Kreativen bringen, die mit ihren Entwürfen für den 17. Pure Talents Contest der imm cologne nominiert wurden. Clever, nachhaltig, originell und auch noch schön anzuschauen sind sie, die zwanzig besten Beiträge zum Nachwuchswettbewerb, die im Januar in Köln gezeigt wurden. Sie wurden von der Jury aus insgesamt 862 Produkteinreichungen aus 59 Nationen ausgewählt.
Nachhaltige Produktkonzepte und flexible Produkte
Wie ein roter Faden zieht sich das Thema Nachhaltigkeit durch die Einreichungen zum Pure Talents Contest. Die Produktentwicklung unter Ressourcen sparenden und möglichst klimaneutralen Rahmenbedingungen scheint auf dem Lehrplan aller nationalen und internationalen Designhochschulen zu stehen. Besonders häufig wurden bei den nomi
nierten Entwürfen nachwachsende Naturmaterialien oder Recyclingmaterial verwendet, aber auch Hightech-Materialien. Alltagsprodukte, die Verhaltensgewohnheiten, Konsum oder Energie sinnlich erfahrbar machen, sind ebenfalls ein Thema, das junge Designer inspiriert. Auffällig sind auch Konzepte, die Alternativen zu elektrischen Alltagsgeräten suchen oder zur Wiederverwendung funktionstüchtiger Bauelemente in Upcycling-Projekten. Hohe Mieten, immer kleinere Wohnungen und sich ständig verändernde Wohnsituationen kennzeichnen auch den Alltag junger Designer. Diese Rahmenbedingungen nehmen viele zum Anlass, flexible, individuelle und mehrfach nutzbare Produktlösungen zu entwickeln: multifunktionale Raumtrenner, Leichtgewichte sowie clevere Beschläge und Konstruktionen für einfach montier- und demontierbare Produkte und Klappmöbel kamen so zustande.

Die Preisträger
Den ersten Preis vergab die Jury an Marie Kurstjens und Iva Coskun (Deutschland) für ihren zusammenklappbaren und universell einsetzbaren Tisch Levi. Auf den ersten Blick wirkt Levi wie ein normaler, simpler Tisch mit einer Holzplatte auf einem Metallgestell. Doch durch ein gelenkartiges Scharnier kann das Gestell in allen möglichen Winkeln aufgestellt und arretiert werden, um Platten verschiedener Formate aufzunehmen – vom Esstisch-Quadrat bis zum Arbeitsplatz-gerechten Rechteck. Levi steht laut Jury für eine Tendenz zu transportoptimierten Flat Pack-Produkten, die bei den Wettbewerbsbeiträgen auffällt.

OMIT Flow Chair
Der zweite Preis geht an Omit – einen nicht-elektrischen, handbetriebenen Staubsauger, entworfen von Hiroyuki Morita (Japan). Omit zeigt, dass auch Anwendungen ohne smarte Technik und Energie machbar sind. Juror Philippe Malouin: „Mit der innen liegenden Mechanik und der Gestaltung des Gehäuses verkörpert die Designerin für mich die ideale Mischung aus Erfinder und Designer.“ Auch der dritte Preis geht an ein Produkt, das Energie zum Thema macht – dieses Mal in Form von Licht. Die Leuchte Jojo, entworfen von Sofia Souidi (Deutschland), wird durch Ziehen an einer Schnur gestartet und mit der Zeit dunkler, bis sie gänzlich erlischt. Durch die Veränderung des Lichts soll ein Zeitgefühl beim Nutzer erzeugt werden. „Jojo ist auf eine fast poetische Weise sehr intuitiv und bringt einen zum Lächeln“, ergänzt Juror Johannes Hünig. Der in diesem Jahr zum ersten Mal ausgelobte Audience Prize geht als Ergebnis des Instagram Votings an den Flow Chair von Fillip Lenarick (Polen) – ein weiteres Flat Pack-Produkt, einfach zusammenzubauen und komfortabel, ein Sitzmöbel, das gut in ein modernes, luftiges Interieur passt. Hinzu kamen zwei Special Mentions: Zum einen an Aspirator von Qing Deng (China) – eine Art Sitzsack, der durch Schallwellen aufgeblasen wird, die durch Schreien in einen Trichter ausgelöst werden. „Aspirator erinnert in seiner Ästhetik an die 60er-Jahre, vom Konzept her aber an den Performance-Charakter mancher Designs aus den 90erJahren, von dem wir heute wieder mehr brauchen könnten“, urteilte die Jury. Die zweite besondere Erwähnung erhält According to the Grain, ein Sitzmöbel zur Würdigung der Materialität von Holz, entworfen von Sho Ota (Japan). Die härteren Äste des Holzes werden durch Sandstrahlen der weicheren Teile herausgearbeitet, wodurch trotz der herausragenden Ast-Rudimente eine insgesamt weiche Oberfläche entsteht. „Obwohl es unbequem aussieht, sitzt man auf Bank und Hocker erstaunlich komfortabel“, ist sich die Jury einig.
Infos: www.imm-cologne.de