Künftig müssen sich alle Makler auf den Balearen in einem staatlichen Register verzeichnen lassen
Es war keine gute Idee, den Beruf des Immobilienmaklers in Spanien zu liberalisieren. Seit diese Branche im Jahre 2000 verwässert wurde, kam es auf den Balearen zu einem wahren Wildwuchs. Jeder, der die Lust darauf verspürte, konnte als Makler tätig werden. „Ohne Kenntnisse, ohne beruflichen Abschluss, ohne Absicherung und Garantie für den Kunden. Es gab einen richtigen Boom in den darauffolgenden Jahren und der Verbraucher blieb dabei völlig ungeschützt“, erklärt Natalia Bueno Comas das Dilemma, mit dem sich der Markt auf den Inseln seit zwanzig Jahren herumschlägt. Natalia ist Präsidentin der Offiziellen Vereinigung der Immobilienmakler der Balearen (API), die vor fast 70 Jahren gegründet wurde. Zusammen mit den anderen Maklerverbänden der Balearen (siehe am Ende des Textes) drang
die API lange darauf, diese Situation zu beenden. Mit dem Erfolg, dass voraussichtlich noch dieses Jahr eine neue Regulierung für die Immobilienbranche auf den Inseln in Kraft treten wird. „In unseren Vereinigungen sind insgesamt etwa 650 Agenturen vertreten. Wieviele Makler insgesamt unterwegs sind, ist überhaupt nicht erfasst, aber es sind schätzungsweise 2.000 auf allen vier Inseln. Auf Ibiza und Formentera kommen ausländische Vertreter sogar nur für den Sommer, um zahlungskräftige Klienten abzugreifen und reisen dann wieder ab.“
Wie finde ich einen guten Makler?
Ein Immobilienmakler ist in erster Linie ein Kaufberater, der alles Notwendige übernimmt, damit alle beteiligten Parteien zufrieden sind – auch nach Abschluss des Vertrages. Die Courtage zahlt üblicherweise der Verkäufer, allerdings inkludiert er den Preis ohnehin in den Kaufpreis, sodass eigentlich doch der Käufer zahlt. Die normale Höhe der Provision für Makler liegt bei 3 bis 5 Prozent des Verkaufspreises. Auf der Suche
nach einem zuverlässigen Makler bietet es sich an, die auf den Webseiten der Immobilienverbände (s.u.) gelisteten Agenturen zu durchforsten. Diese Assoziationen stellen schon jetzt professionelle Ansprüche an ihre Mitglieder, so dass man bei dieser Auflistung von seriösen Anbietern ausgehen kann.
Wie kann man als Käufer vermeiden, in eine Falle zu tappen?
Für jene, die auf ein Maklerbüro zugehen, das nicht in einem der Verbände aufgeführt ist, hält Natalia Bueno Comas folgende Ratschläge parat:
Lassen Sie sich nicht blenden von üppigen Webseiten, luxuriös eingerichteten Büros und dicken Autos. Es gab vor zwei Jahren den Fall eines Immobilienbetrugs in Millionenhöhe, wo der Makler genau so aufgetreten ist, aber nicht mal sein Name oder der seiner Firma irgendwo registriert war. Wenn nicht transparent ist, ob der Makler ein seriöser Vertreter der Branche ist, beauftragen Sie lieber einen Anwalt, um Angaben zu Befähigung, Firmenregistrierung und Vermögensverhältnissen des Immobilienbüros überprüfen zu lassen. Im Falle eines Neubaus nimmt der Anwalt für Sie auch Akteneinsicht bei den Behörden und bringt in Erfahrung, wem das Grundstück gehört und ob tatsächlich ein Bauprojekt dafür existiert. Sollten Sie diese Auskunft allein einholen wollen, wird es preiswerter – für Privatpersonen kostet der Blick in die Akten gerade mal 4 Euro. Wer aus zweiter Hand kauft, sollte ebenfalls erkunden, ob das Grundstück tatsächlich demjenigen gehört, der es verkauft und ob Belastungen darauf liegen. Das wäre die minimale Absicherung. Darüber hinaus sollte geprüft werden, ob die Bausubstanz in Ordnung ist und ob überhaupt Genehmigungen für bestimmte Änderungen vorliegen. Beim Rathaus gibt es eine Akte zu jedem Besitz und so lässt sich schnell herausfinden, ob zum Beispiel in einem Mehrfamilienhaus der Umbau einer Garage in eine Wohnung überhaupt legal erfolgt ist. Noch mehr Vorsicht ist geboten beim Kauf einer Finca Rustica. Seit 1956 das Gesetz über den Grund und Boden eingeführt wurde, braucht jedes Haus eine Baugenehmigung. Für alle davor errichteten Gebäude mussten sich die Besitzer eine Lizenz einholen. Beides ist vielfach nicht erfolgt und bringt nachfolgenden Käufern viel Ärger ein. Also unbedingt beim Liegenschaftsamt erkundigen, ob für die entsprechende Finca eine Baugenehmigung vorliegt. Illegale Fincas existieren mit viel Glück viele Jahre unbehelligt. Wenn die Bauverwaltung allerdings Kenntnis davon bekommt, hat sie acht Jahre Zeit, um einen Fall aufzumachen. Sollte sie das versäumen oder aus Kapazitätsgründen nicht durchsetzen können,ist der Besitzer dennoch nicht „gerettet“, denn er wird niemals eine Genehmigung für Sanierungsarbeiten, nicht mal zum Verputzen der Fassade bekommen. Die Idee dahinter ist, dass illegale Bauten, wenn sie nicht abgerissen werden können, irgendwann von allein zusammenfallen. „Und sollte
der illegale Bau abbrennen“, verschärft Natalia die Vorstellung noch, „dann dürfen Sie auf diesem Grundstück kein neues Gebäude errichten. Ihr Land eignet sich dann allenfalls noch als Kartoffelacker.“Auch über den Preis kann man mit gesundem Menschenverstand einen Betrugsversuch durchschauen – ein Landhaus mit Swimmingpool und luxuriöser Ausstattung für nur 300.000 Euro muss einen Haken haben.
Was kann der Käufer tun, wenn er auf einen Betrug hereingefallen ist?
Im Moment herzlich wenig. Das ist die ernüchternde Auskunft der API-Präsidentin. Es kommt ganz auf den Vertrag an, den man unterzeichnet. „Wenn Sie unterschreiben, dass Sie den Bebauungsplan kennen und sich damit auseinander gesetzt haben, dann haben Sie keine Chance.“ Erst in Zukunft, mit der neuen Regulierung, bekommen Kunden auch ein großes Stück Sicherheit gewährleistet, sollten sie von einem Immobilienmakler übervorteilt werden. Die künftige Behörde, bei der alle Immobilienmakler registriert sein werden, nimmt dann auch die Beschwerden entgegen, ermöglicht nach Prüfung der Angelegenheit eine Rückerstattung und kann im Falle eines schweren Verstoßes gegen den Verhaltenskodex einem Immobilienbüro auch die Lizenz entziehen.
So sehen die neuen Regelungen aus
Geplant ist ein Register für alle auf den Balearen tätigen Makler. Im Mittelpunkt, so Natalia Bueno Comas, steht die Absicherung der Klienten. Die wichtigsten Regelungen fasst sie für El Aviso hier zusammen:
1. Es wird ein Gesamtregister geben, wo alle zertifizierten Immobilienmakler und alle Mitgliederder offiziellen Immobilienverbände aufgeführt sind. Wer dort nicht registriert ist, darf nicht als Immobilienmakler auf den Balearen tätig werden.
2. Jeder Makler muss eine Versicherung abschließen, so wird den Kunden garantiert, dass sie im Betrugsfall Ihr Geld ersetzt bekommen, das sie dem Makler für Kauf, Miete oder Gebühren für Verwaltungsakte anvertraut haben. Auch für Unfälle während Besichtigungen etc. wird auf diese Weise gehaftet.
3. Die Adresspflicht macht erforderlich, dass jeder Immobilienmakler ein Büro (auch Homeoffice) ausweist, von dem aus er arbeitet. Dazu muss er ein Domizil auf den Balearen haben und sich mit dieser Adresse registrieren lassen.
4. An dieser Adresse müssen für den Klienten alle notwendigen Information, wie Namen der für das Immobilienbüro verantwortlichen Person und die Registrierungsnummer, sichtbar angebracht werden.
5. Der Verkäufer muss künftig einen Auszug aus dem Liegenschaftskataster vorlegen, aus dem die Art der Nutzung und Bebauung hervorgeht. Die neuen Regelungen treten vermutlich noch dieses Jahr in Kraft. Danach wird es eine Übergangsperiode von 6-12 Monaten geben, um allen Maklern Zeit zu geben, die erforderlichen Bedingungen zu erfüllen.
Der Klimawandel macht sich bemerkbar
Einen warnenden Tipp hat die Präsidentin der API noch, der nichts mit der Maklersituation, dafür aber mit dem Klimawandel zu tun hat. Objekte in der ersten Meereslinie sind zwar begehrt und teuer – aber mitunter schon jetzt durch Banken nicht mehr finanzierbar. „Seit etwa einem Jahr schreiben die Gutachter in den Bericht für solche Gebäude eine Warnung mit hinein und Banken geben schon heute keine Hypotheken mehr auf diese Grundstücke.“ Der Klimawandel macht vor allem den Balearen und den Kanaren zu schaffen und erschwert jetzt auch noch das Geschäft mit den Immobilien. „Die Nutzungsdauer eines Wohngebäudes wird mit 100 Jahren angenommen, was aber Wissenschaftler für diese Zeit voraussagen, ist katastrophal.“ Verkaufen kann man diese Objekte in erster Meereslinie noch immer, aber ein Kauf wird von den Banken künftig nicht mehr finanziert. „Ich möchte das Bewusstsein für dieses Problem stärken, das immer mehr in den Mittelpunkt rücken wird.