Belen Escutia, von den Weiten in die Tiefen, ganz nah!

Ganz nah, an der Plaça des Mercat, mitten in Palma, befindet sich das Atelier von Belen Escutia und erstaunlicherweise finden wir dort nicht viele ihrer Kunstwerke. Das liegt daran, dass sie einfach schon nach kurzer Zeit verkauft sind. Belen erklärt warum: „Ich stelle sie ins Netz und die Nachfrage ist weltweit groß. Das ist auch der Grund, warum ich, im klassischen Sinn, noch nicht viele Ausstellungen gemacht habe.“

Inspiration durch Fotografien 

Sie entdeckt Fotografien, die sie inspirieren, die sie bewegen und zu ihr sprechen. Ausschnitte eines Fotos adaptiert sie malerisch in ihren Bildern und fügt ihre Visionen hinzu. „Ich habe unvergessliche Momente, wie die Begegnung mit so vielen Menschen auf der ganzen Welt, denn wenn ich ein Foto sehe, das mich berührt, und ich möchte eine Version davon anfertigen und sie in meinen Bereich der Malerei mitnehmen, kontaktiere ich zuerst den Fotografen, egal in welcher Ecke der Welt, um ihn um Erlaubnis zu bitten und meinen Vorschlag zu unterbreiten. Sie alle sind von der Idee begeistert und akzeptieren mein Projekt.“ Es geht dabei immer um eine ergreifende Tiefe, eine immense Größe und eine schwindelerregende Höhe. Es fordert Belen heraus, sich mit ihrer eigenen Höhen- und Tiefenangst zu konfrontieren.

Kunstwerke

„La follia de la mort“ (Der Wahnsinn des Todes). Belen malte das Bild nach dem „confinamiento“ (der Ausgangssperre). „Ich wollte widerspiegeln, wie die Welt war, als hätte sie sich umgedreht. Die Welt war ins Chaos gestürzt und wir waren hilfloser denn je, die Opfer hörten nicht auf.“ Wenn man das Bild umdreht, wirken die Menschen wie Tänzer, die fliegen können. 

„La follia de la mort“

“Dos dimensions” (zwei Dimensionen), das ein Jahr später entstanden ist, erscheint als Fortsetzung mit der gleichen Textur und derselben Möglichkeit, es um 180 Grad zu drehen. Ein Hinweis über die Begrenzung in einer Zweidimensionalität, einer geschlossenen Einheit, die sich in der Dualität spiegelt. Isolierung, die Begegnung mit deinem Selbst, der Blick auf die Stadt, weit weg, das Individuum und die Gesellschaft.

Mit „Apnea“ (Atemstillstand) taucht Belen immer wieder unter. Dieses Motiv, ein Taucher in den dunklen Tiefen des Meeres, Sonnenlicht, Stillstand, nimmt dem Betrachter den Atem. Immer anders interpretiert und integriert hat Belen dieses Motiv in vielen ihrer Bilder verarbeitet: „Die Leute rissen sie mir aus den Händen, ich war überrascht, es hat mich beeindruckt und sehr gefreut“. Beeindruckt hat es sie auch, dass in diesem Jahr, zur „Nit de l’Art 2022, Palma“, zahlreiche Besucher in ihr Atelier strömten. „Ich war überwältigt davon“.

„La vie sur un fil“ (das Leben am Faden) zeigt ihre Vielfältigkeit. Angelehnt an ein Bild aus dem Jahr 1974 „als Philippe Petit die Zwillingstürme auf einem Kabel und ohne jeglichen Schutz überquerte. Es war aufgrund seiner zwei Fluchtpunkte und einer 360-Grad-Sicht, bei der sich die Gebäude wie ein Fächer öffnen, ein sehr kompliziertes Gemälde. Das Leben am Faden des Seiltänzers 1974 und das tausender Menschen, die 26 Jahre später beim Einsturz der Zwillings-Türme ums Leben kamen.“

Eine enge Zusammenarbeit pflegt sie mit dem Unterwasser-, Natur- und Sportfotografen Víctor de Valles. So ist auch „Gran Blau“ entstanden. „Als ich einen Schnappschuss dieser Höhle im Norden von Menorca sah, kontaktierte ich Víctor. Er gab mir die Zustimmung, sein Foto in Acryl neu zu bearbeiten, und ich änderte den Schwimmer, sodass er an die Oberfläche stieg.“

“Gran Blau”

„Flexibilität, seine Absicht verfolgen“

In Palma 1973 geboren, ging sie schon im Alter von acht Jahren auf eigenen Wunsch zum Malunterricht in der Nähe ihrer Schule und lernte sieben Jahre bei dem Maler Paco Gaita, geht zwei Jahre in die Akademie von Joan Vich und ein weiteres Jahr in die Xim-Torrents-Lladó-Kunstschule. Mit 18 Jahren bricht sie ab und studiert Innendesign. Danach folgte noch ein Studium in Illustration. Sie arbeitete als Direktorensekretärin des Journalisten Pedro Comas bei Grup Serra, pflegte ihren Vater bis er starb und wurde 2002 Mitarbeiterin von Inagea, dem Institut für Agrarumweltforschung und Wasserwirtschaft, das für die Universität der Balearen arbeitet, sie blieb zwanzig Jahre dort.

“El torrent”

2013 – Zurück zur Malerei

Ihr Mann und Fotograf all ihrer Gemälde, Antonio Mayans, ermutigt Belen zur Malerei zurückzukehren. 2016, zur Nit de l’Art in Palma (Kunstnacht) rief Rosa von der Vanrell Gallery sie an, um auszustellen. Sie verkaufte viele ihrer Werke und war endlich überzeugt, weiterzumachen. Ihr Erfolg duplizierte sich, denn sowohl Fünf-Sterne-Hotels als auch Großfirmen wollen nun ihre Bilder. Sie illustrierte für Bücher, dekoriert für Häuser, die zum Verkauf ausstehen, arbeitet das Etikett eines Weißweins für eine renommierte Weinkellerei, NACRA, aus und freut sich auf die Teilnahme im nächsten Jahr, zur 18. Messe für Zeitgenössische Kunst, der Art Madrid `23, die vom 22. bis 26. Februar stattfindet. Möglich gemacht hat es die Inhaberin der M.A. Galeri, Marisa Aldeguer, dort hängen von Belen zwei konzeptionelle Arbeiten. Für Belen erfüllt sich ein Traum!

Kontakt:

www.belenescutia.com 

Nermin Goenenc und Roman Hillmann. Fotos: Antonio Mayans Palmer, Roman Hillmann

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