
Warum malt jemand Colombo in seinem legendären Trenchcoat, der neben einer Riesengarnele steht, ein Cowboy Mädchen, das auf einem Huhn reitet, einen Priester auf einer Tomatenscheibe, oder einen Mann, der einen Fisch bügelt …?
RestaurArte
Laut Carlos Quintana darf ein Kunstwerk den Betrachter auch zum Lachen animieren. Dies ist der Fall in der Gemäldeserie mit dem Obertitel „RestaurArte”. Die Werke sind der Küche gewidmet. Sie präsentierten eine illustre und kunstvolle Speisekarte mit betitelten Gerichten, die die Besucher durch seine Ausstellung führen.

Stellt der Betrachter durch die Titel der Ölgemälde wie z. B. bei dem Bild „Sardina a la plancha“ (Gegrillte Sardine) die Verbindung zu dem Wort planchar (bügeln) her, so lacht man, den es zeigt einen Mann, der eine Sardine bügelt. Durch das Wortspiel definiert sich die Komik neu. Nur bei ganz nahem Hinschauen erkennt man den Pinselstrich. Plakativ beeindrucken seine Bilder so perfekt, als wären sie grafisch bearbeitet und frisch aus dem Drucker gerutscht.
Surreale Impressionen

In anderen Arbeiten geht es surreal zu. Das Gemälde mit dem Titel „La pérdida del paraíso“ (Das verlorene Paradies), kommentiert er damit, dass er es schon vor einigen Jahren gemalt hat. Man sieht einen grünen Apfel, der knackig und zugleich unreif wirkt, umschlossen von einer unschönen Dunkelheit und mit nur einem entfernten lichtvollen Fleck, der Pforte der Hoffnung. Dazu gehört das neuere Werk „La puerta del paraíso“ (Die Tür des Paradieses) das spiegelverkehrt, umgeben von himmlischen Farben, einen roten, reifen Apfel zeigt. Die Pforte aus dem Paradies zeigt sich mit demselben Fleck, allerdings düster und bedrohlich.
Berührungen der Zukunft

Das Ölbild „Amigos“, zeigt zwei sich umarmende Jungen. Die Freundschaft des palästinensischen Kindes und des israelischen Kindes deuten das Konzept der Versöhnung an. „Vielleicht können wir eines Tages, nicht in weiter Ferne, dieses Bild sehen“ lautet der Untertitel und ist seine Hoffnung mit dem dringenden Appell an solidarisches Verhalten zum Frieden. Bei einer Straßen-Ausstellung zog „Amigos“ aus der Ferne die Aufmerksamkeit eines Paares an. Als sie nah genug waren und erkannten, was sie sahen, weinten beide. Er war Palästinenser und sie Israelin. Carlos umarmte sie und musste selber weinen. „Das sind Berührungen und Begegnungen, die du niemals mehr vergessen wirst, weil du etwas teilst, auch wenn es nicht dein Schmerz ist, fühlst du ihn mit“. Er versucht mit dem Betrachter zu kommunizieren, „Licht und Bewusstsein zu denen zu bringen, die es sehen können.“

Consciencialismo
Er ist ein empathischer, großherziger Mann, hat einen solidarischen Geist, der mit Gewissenhaftigkeit und seinem ganzen Bewusstsein dazu beitragen möchte zu unterstützen, denn er glaubt an den Menschen. „In einer Welt, in der wir Zeitzeugen sind von Armut, Krieg, Klima-Katastrophen, Rassismus, Missbrauch, Hunger, Religionsfeindlichkeiten, dem Verfall von Werten bis hin zum Absturz von Moral, haben wir Künstler die Möglichkeit Bewusstseinsbotschaften zu übermitteln.“ Zu wissen, das ein Gemälde die Macht hat dem Betrachter Informationen zu übermitteln an Orten, wo tausende von Menschen vorbeigehen, animierte ihn dazu 2010, zusammen mit Juan Montañés (Bildhauer und Fotograf) und Anthel Blau (Schriftsteller), den “Consciencialismo”, zu gründen. Es ist eine künstlerische Bewegung, in der Kreative ihre Werke nutzen, um Botschaften der Solidarität, des Bewusstseins für aktuelle Probleme, wie sie oben beschrieben sind, zu übermitteln. Viele Künstler wurden aufgenommen, die unzählige Ausstellungen veranstalteten, von denen viele zugunsten verschiedener NGOs (Nichtregierungsorganisationen) gemeinnützig tätig waren.

Wichtige Solidarität
„Solidarität ist mir sehr wichtig. Ich denke, es ist eine Pflicht, dass diejenigen von uns, die unter besseren Bedingungen leben, den Bedürftigen helfen. Ich arbeite mit einigen NGOs zusammen, darunter SOS Mamas, die lobenswerte Arbeit leisten, um den bedürftigsten Familien zu helfen. Da sind beispielsweise Serigrafien, die stammen aus einer Solidaritätsausstellung, die ich mit anderen Künstlern gemacht habe, um Spenden für diesen Verein zu sammeln.“
Mit seiner jetzigen Frau Montse Querol gründete er im April 2012 die Kunstgalerie Zenitart. „Es war ein wichtiger Treffpunkt, eine Galerie als Ort der Freundschaft, um die Werke der Künstler der Insel innerhalb und außerhalb zu präsentieren und zu verkaufen. An die 50 Ausstellungen und eine eigene Künstlermesse „Arteminas“ wurde erfolgreich durchgeführt und brachte 36 Künstler der Insel aus den Bereichen Malerei, Skulptur, Fotografie und sogar Kino in Madrid zusammen, da während dieser Zeit die Vorpremiere eines Filmes des bekannten mallorquinischen Filmemachers Antoni Caimari stattfand.“

Bis dann Ende 2016 die Galerie ihre Türen schloss und sich Carlos intensiver der Malerei zuwendete. Doch schon 2018 ging die Reise weiter. Die Künstlergruppe „Ou Verd“ wird gegründet, die im letzten Jahr mit Carlos an seiner Idee arbeitete, gemeinsam eine Collage zu erstellen, als Hommage an den 2019 im Alter von 92 Jahren verstorbenen ehrenhaften Junji Fuseya (japanischer Tänzer, Schauspieler, Maler und Gründer des „Théâtre du Temps“ der 80er Jahre in Paris). „Es ist die Anerkennung dessen, was er mit seiner Stiftung „Fundación López-Fuseya“ bis dahin geleistet hatte und die er bis zu seinem Tod leitete, um unzählige Künstler zu inspirieren, sie zusammenzuhalten, Ausstellungsräume anzubieten und den Geist der Kunst zu pflegen.“ Zusammen mit 34 anderen Künstlern, die ihn fast alle persönlich kannten und die in den Räumen der Fuseya Stiftung ausgestellt haben, wurde ein Gemälde als Puzzle angefertigt. „Das war das Gesicht der Fuseya als Foundation, das war Junji selbst“ erläutert Carlos. „Jeder suchte sich eine Tafel mit dem Maß 30×30 aus und bekam den festgelegten Ausschnitt zum künstlerischen Auftrag, den er frei nach eigener Technik ausführen konnte“. Das 2,10 m x 1,50 m große Porträt „Junji“ kann nun in der „Fundación López-Fuseya“ in der Carrer Tereses 4 in Palma besichtigt werden und ist das Titelbild des gerade veröffentlichten Kunstbuches „Vidas con arte“, das die noch lebenden renommierten Künstler „der alten Garde“ der Insel würdigt und vorgestellt wird von Patricia Chinchilla, Ricard Llorens und dem Initiator und Mentor Tito López.

Der Menorquiner
In Menorca 1958 geboren, lernte er von seinem Großvaters José Quintana Juanico viel über technische Aspekte in der Malerei, denn der war ein bekannter Bildhauer, Kupferstecher, Aquarellist und Zeichner. Carlos zog 1994 nach Mallorca und hat sein Atelier in Portol, wo man seine Werke unter verschiedenen Techniken von Aquarell, Airbrush, Acryl, Bleistift und Öl, betrachten kann. Er gibt Kunstunterricht und leitet eine kleine Meditationsgruppe.
Infos unter:
www.cquintana.art
Estudi d´Art Carlos Quintana, C/. Major 26F, Portol
Nermin Goenenc, Roman Hillmann. Fotos: Carlos Quintana, Roman Hillmann
