Die Rauhnächte – Wenn die Geister unterwegs sind

„Zwischen den Jahren wird keine Wäsche gewaschen“ – wem in der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr dieser Satz in den Kopf kommt, der mag sich fragen, was dahintersteckt. Denn zunächst mag es nicht so recht einleuchten, warum man eigentlich in diesem kurzen Zeitraum zwischen dem 24.12 und dem 01.01 seine Waschmaschine nicht anrühren darf. Ist es vielleicht das Gebot, sich nach der stressigen Vorweihnachtszeit zu entspannen? Oder stimmt irgendwas mit dem Wetter nicht, sodass die Wäsche nicht richtig trocknet? Kaum jemand weiß, was es mit dem alten Waschverbot auf sich hat. Nur, dass es Unglück bringen soll, da sind sich viele einig. Manch einer spricht sogar vom plötzlichen Tod eines Familienmitgliedes, wenn die saubere Wäsche zwischen den Jahren im Wind flattert.

Der Ursprung des Waschverbotes ist schwer nachzuverfolgen, hat aber vermutlich mit den alten Legenden rund um die Rauhnächte zu tun. Damit werden meist zwölf Nächte um die Weihnachtszeit und den Jahreswechsel bezeichnet, häufig die Tage zwischen dem ersten Weihnachtstag (25.12) und dem Fest der Erscheinung des Herrn (06.01.). In diesen Tagen, so sagen es die Legenden in ganz Europa, steht das Geisterreich offen und die Verstorbenen kommen auf die Erde, um allerhand Unsinn zu treiben. Dämonen und andere Gespenster sollen durch die Städte ziehen, auch von Teufeln und Werwölfen sowie der sogenannten „Wilden Jagd“ ist die Rede, einem weiteren Zusammenschluss von Geistern, die ihr Unwesen treiben. Auch sollen die Nächte gut geeignet sein, um ein Orakel zu befragen – dieser Brauch hat sich in Form des Bleigießens an Silvester gehalten, auch wenn er heute wohl eher der Geselligkeit als dem Blick in die Zukunft dient. Allgemein sind die Geister nach der alten Überlieferung den Menschen nicht böse gesinnt. Wenn sich allerdings die wilden Dämonen in der Draußen zum Trocknen aufgehangenen Wäsche verfangen, könnte das für den Wascheifrigen, der nicht bis nach den Rauhnächten warten konnte, gefährlich enden. Denn dann könnte die saubere Wäsche ihm, der Überlieferung zufolge, später im Jahr noch als Leichentuch dienen. So lautet nur eine der Theorien, die das bis heute geltende Waschverbot um die Weihnachtstage erklären soll. Neben Waschen ist im Übrigen auch Nähen und Spinnen, den Stall ausmisten und Kehrricht zusammenfegen verboten. Heutzutage muss man wohl keine Angst mehr vor zornigen Gespensterhorden haben. Und doch – vielleicht sollte man sich zwischen den Jahren lieber eine Entspannung gönnen und die Wäsche vorsorglich bis nach Neujahr liegenlassen.

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