
Honigherstellung ist ein hartes Stück Arbeit, vor allem für die Bienen, aber auch für die Imker. Etwa 600 Bienenzüchter gibt es auf Mallorca, nur eine Handvoll von ihnen produziert Honig auch professionell. Biel Coll (35) und Pau Queralt (36) haben sich diesen Beruf quasi selbst beigebracht und züchten inzwischen auch Königinnen, damit andere es leichter haben als sie.
Während der Honigernte herrscht Hochbetrieb bei Mel Vici, den Honigmachern aus Alaró. Geschützt von den typischen Imkerhüten, entnehmen Biel Coll und Pau Queralt den Bienenstöcken die prallvoll mit Honig gefüllten Waben. Ein kurzer Rauchstoß aus dem Smoker dient den Tieren als Warnung. Aus Fluchtinstinkt vor einem Brand füllen sich die Bienen so viel Notproviant in den Honigmagen, wie nur hineinpasst. Damit sind sie eine Weile beschäftigt und halbwegs abgelenkt, so dass die Imker die Holzrahmen mit dem versiegelten Honig gegen leere austauschen können, ohne von einem zornigen Schwarm angegriffen zu werden. Hastige Bewegungen sind bei dieser Arbeit eher nicht zu empfehlen, denn die Bienen wähnen sich ohnehin schon in Gefahr. Empört brummend umschwärmen sie die Eindringlinge. Der weit ausladende Gesichtsschutz und der verschlossene Ganzkörperanzug vermitteln inmitten der schwirrenden Insekten ein gewisses Sicherheitsgefühl. Ganz geheuer ist es einem Anfänger jedoch nicht, von Tausenden Bienen umkreist zu werden. Im Gegensatz zu den Profis. Biel und Pau verzichten auf Handschuhe, während sie in die Bienenstöcke greifen. „Wer schon Tausend Mal gestochen wurde, dem macht das nichts mehr aus“, meint Pau achselzuckend.

100% mallorquinischer Honig
Zwei Mal im Jahr, im Juni und im November, wird der Honig geerntet. Die Behausungen von 200 Bienenvölkern haben Biel und Pau im Frühjahr strategisch günstig zwischen Orangenhainen, Obstbaumplantagen und Blumenwiesen platziert. Im Sommer und Herbst werden sie umgestellt, dann nämlich fliegen die Bienen auf Johannisbrotbäume. Der Nektar, den die Arbeiterbienen von ihren Versorgungsflügen mitbringen, dient ihrem Volk als Nahrung. Kommt mehr herein als verbraucht wird, verarbeiten Stockbienen den Nektar weiter, legen ihn in Form von Honig als Futtervorrat an und versiegeln ihn mit Wachs. Diese Wachsschicht ist das äußere Zeichen für die Imker, dass der Honig reif zur Ernte ist. Die Holzkisten mit den prall gefüllten Waben transportieren Biel und Pau zu einer Zentrifuge, die sie stundenweise von APAEMA mieten, der Assoziation ökologischer Agrarprodukte auf Mallorca. Das Bienenwachs wird abgeschabt und später an Produzenten von Kosmetik oder Möbelveredelung verkauft. Die freigelegten Waben kommen in die Zentrifuge und werden so lange geschleudert, bis der Honig an den Wänden herunter rinnt. Nach einer Stunde und vielen Umdrehungen öffnet Pau den Hahn. Ein dicker Strahl dunklen zähflüssigen Sirups fließt in den Eimer. In kleine Stahlbehälter abgefüllt, muss der Honig jetzt noch einige Tage ruhen. Anschließend werden von der Oberfläche ungewollte Schwebeteilchen, wie Pollen oder kleine Wachskrümel, abgeschöpft – und fertig ist der Honig.

„Für dieses Glas Honig haben 1.152 Bienen von Mel Vici 180.246 Kilometerzurückgelegt und 4,5 Millionen Blüten besucht.“
(Zitat vom Etikett des Mel Vici-Honigs)
Für die Honigernte wird das Wachs entfernt Eine Honigzentrifuge. Honigernte. Dafür mit das Wachs entfernt werden, mit dem die Bienen die Waben verschlossen haben.
Honig ist das dritthäufigst gefälschte Lebensmittel der Welt
„Hergestellt und abgefüllt auf Mallorca“ (recollit i envasat a Mallorca), wer das auf dem Etikett von Mel Vici liest, weiß, dass er garantiert mallorquinischen Honig genießt. Leider, so erzählt Biel, werden die Verbraucher oft genug in die Irre geführt. „Nach dem spanischen Gesetz reicht es, 1% einheimischen Honig mit 99% Billigimport zu mischen und schon darf man ‚Spanisches Produkt‘ draufschreiben.“ Laut Forbes-Magazin ist Honig das dritthäufigst gefälschte Lebensmittel weltweit. Auch vom Festland importierter Honig kann auf der Insel umetikettiert werden, ohne ein Gesetz zu überschreiten. Echter, 100%-iger Mallorca-Honig ist hingegen kein Massenprodukt. Etwa 6.500 Bienenstöcke sind auf der Insel registriert, die Ausbeute der professionellen Honigproduktion ist demzufolge begrenzt.
Ökologisch ohne Siegel
Obwohl die beiden Betreiber von Mel Vici streng darauf achten, ihre Bienenstöcke nur dort zu platzieren, wo Öko Landwirtschaft betrieben wird, blieb ihnen bisher ein Bio-Siegel versagt. Die Situation ist vertrackt. Um das offizielle Label zu bekommen, muss laut Gesetz auch die Landschaft in einem Umkreis von drei Kilometern als ökologisch deklariert sein. „Du findest kaum einen Platz hier auf der Insel, der das in diesen Dimensionen garantieren kann“, sagt Biel und bedauert die Regelung, die längst auch von anderen Imkern infrage gestellt wird.

Königinnen für neue Schwärme
Pau und Biel, die beiden Freunde aus Alaró, waren als Kinder schon naturverbunden. „Wir haben uns von klein auf mit Pflanzen und Tieren beschäftigt. Ich hab damals sogar versucht, Marienkäfer zu züchten“, verrät Pau. Bauern sind sie zunächst nicht geworden. Biel hat Touristik studiert, Pau Architektur. Aber die Liebe zur Natur hat sie nicht losgelassen. So kamen sie vor acht Jahren auf die Idee, sich doch noch der Landwirtschaft zu verschreiben und belegten Imkerkurse. „Bienenvölker konnte man auf Mallorca nicht einfach so kaufen“, erinnert sich Biel. Da hieß es, auf einen Anruf der Feuerwehr zu warten, die alarmiert wird, wenn sich ein herrenloser Schwarm an einer Hauswand oder im Garten festgesetzt hat. „Bienenvölker wachsen“, erklärt er. „Wird es im Bienenstock zu eng, teilt sich der Schwarm und die eine Hälfte fliegt mit ihrer Königin los, um eine neue Behausung zu finden.“ Auf diese Weise kamen Biel und Pau zu ihren ersten 25 Bienenvölkern. Um künftig nicht auf Zufälle angewiesen zu sein, begannen die Jung Imker mit der Königinnenzucht – und sind damit die einzigen auf Mallorca. Inzwischen halten sie 300 Bienenstöcke allein für die Reproduktion. Durch den Verkauf konnten sie schon jungen Imkern auf Menorca zu einem Start in die Bienenzucht verhelfen.

Bienen auf der eigenen Finca
Private Fincabesitzer haben längst Gefallen an der Idee gefunden, eigenen Honig zu produzieren. Allerdings ist der Aufwand enorm. Die Bienenvölker müssen gepflegt und gehegt werden. Ein guter Imker kontrolliert die Tiere regelmäßig auf Krankheiten, prüft nach, ob es genug Futter und Platz für alle gibt, und erntet zwei Mal im Jahr den Honig. Wer das alles nicht allein in Angriff nehmen will, nutzt das Angebot von Mel Vici, die Bienenvölker zu betreuen – und braucht am Schluss nur noch den fertigen Honig aus dem eigenen Garten in Empfang zu nehmen. Garantiert hergestellt und abgefüllt auf Mallorca.
Christiane Sternberg, Fotos: Marcos Gittis
Bienenvölker auf der eigenen Finca:
1-5 Bienenstöcke,
Kaufpreis pro Schwarm 90 €
Betreuung und Honigherstellung
durch die professionellen Imker:
1100 € im Jahr
garantiert 5 kg eigener Honig
Jahresproduktion
Infos bei Mel Vici d’Alaro: FB @Mel
Vici d’Alaró
Mel Vici Honig gibt es zu kaufen bei:
Thomas’ BakeShop in Palma
Bäckerei Rustic in Binissalem,
Bäckerei Fornet de la Soca in Palma
Va de Bio im Mercat Olivar in Palma
(Módulos nº 113).
Imkerkurse bei:
APAEMA
(www.apaema.net)
Apicultura Mallorca (www.apiculturamallorca.com)
Filmtipp:
„More than Honey”, preisgekrönter
Dokumentarfilm des Schweizer Regisseurs Markus Imhoof über das weltweite Bienensterben