
Karneval auf Mallorca mit Sardinen-Beerdigung als Abschluss – und in Köln
“Ich möch zo Foß noh Kölle jonn”, könnte ich als Kölnerin singen. Denn eigentlich sollte man heimatverbunden dort auch Karneval feiern, dem – wie viele Kölner sagen – schönsten Fest des Jahres. Doch a) klappt das mit dem zu Fuß gehen von einer Insel aus nicht und b) bin ich in Bezug auf Karneval kein exzessiver Fan. Apropos: 2016 gab es sogar einen Wahl-Mallorquiner im Kölschen Dreigestirn, denn als “Jungfrau” fungierte Hotel Amapola-Besitzer (bei Campos) und Prinzengarde-Mitglied Jörg Hertzner.

Sa Rua und Sa Rueta auf Mallorca
Aber auch Insulaner müssen nicht darben. Ein wenig Karnevalsfeeling gibt‘s auch hier mit den Kinderumzügen, genannt Sa Rueta (in Palma am Sonntag, 23. Februar, ab 10.30 Uhr) und den “normalen” Umzügen Sa Rua (in Palma ebenfalls am Sonntag, 23. Februar, ab 17 Uhr, in anderen Orten zwischen Freitag und Sonntag). Nahezu in jedem Ort fi ndet ein kleiner Umzug statt.
Wenn auch arg reduziert, vergleicht man die Prachtwagen beispielsweise des üppigen Kölner Karnevalszugs am Rosenmontag mit den weit kleineren Wägelchen der hiesigen Sa Rua-Umzüge. Und doch: Sie werden dort wie hier mit viel Liebe und Engagement gebastelt von den hiesigen Vereinen. Einzig die Kinder tun mir ein wenig leid. Was würden sie wohl sagen, wenn sie über drei Stunden einen sieben Kilometer langen Umzug mit rund 12.000 Teilnehmern, davon etwa 2.900 Fußgruppenteilnehmer, 1.200 Tanzgruppenmit
glieder, 2.100 Musiker aufgeteilt auf 62 Kapellen plus 620 Reiter, Kutscher und Pferdebegleiter, 320 Pferde und 2.800 Helfer erleben könnten. Größter Unterschied: Man schmeißt dort etwa 300 Tonnen Bonbons, 700.000 Schokotäfelchen, 220.000 Pralinenschachteln und 300.000 Strüßje (Blumensträußchen), während hier manchmal sogar einzeln die Bonbons verteilt werden… Dabei ging es in früheren Zeiten noch recht wild zu – speziell auf den Dörfern. Da bewarf man sich teilweise mit Tomaten, Orangen oder ausgeblasenen Eiern, die mit Mehl gefüllt waren

Sardinen-Beerdigung
Anders und doch in der Konsequenz folgerichtig ist der Unterschied der dienstäglichen Nacht. In Köln verbrennt man um Mitternacht den sogenannten Nubbel, eine Strohpuppe, die als Sündenbock für alle Untaten (zu viel Alkohol, Fehltritte) herhalten muss, die man in der Karnevalszeit begangen hat (“Dä Nubbel wor Schuld”). Gleichzeitig sind mit der Verbrennung auch alle kleinen Fehlerchen vergessen. Eine NubbelAbsolution sozusagen. Dies zeigt das Ende des Karnevals an, bevor man dann am Aschermittwoch den Beginn der Fastenzeit mit einem Fischessen startet. Auf der Insel hingegen zieht man etwas Naheliegenderes in Betracht – nämlich einen Meeresbewohner. Bei der Entierro de la Sardina, der Sardinen-Beerdigung, wird eine manchmal riesige SardinenPappmache-Skulptur im Rahmen einer Prozession durchs Dorf gezogen. Begleitet wird dies von teils weinenden Menschen in Trauerkleidung. Eine nicht ganz ernst gemeinte Aktion, die von der Verbrennung der Sardine auf einem Scheiterhaufen gekrönt wird.
Tipp: Wenn Sie sich kostümieren wollen, dann gibt es natürlich einige Läden, wo Sie fündig werden, aber ein besonderes Geschäft wollen wir Ihnen auf Seite 29 vorstellen: Menines Fiestas Encantadas.
Martina Zender