
Es darf gelacht werden bei “Die Anbetung der Heiligen Drei Könige aus dem Morgenland“
Auch wenn viele kulturelle Veranstaltungen in dem schwierigen, turbulenten Jahr 2020 abgesagt oder verschoben worden sind, lässt es sich das Rathaus der Stadt Palma und die Theatergruppe „Taula Rodona“ nicht nehmen, zum Auftakt des neuen Jahres am 6. Januar, dem Tag der Heiligen Drei Könige, das alljährliche Theaterstück „L’adoració dels tres Reis d’Orient” unterhalb der Kathedrale, auf der Freilichtbühne des Ses Voltes in Palma, aufzuführen.

Die Geschichte
Llorenç Moyà Gilabert (1916-1981), der seltsamerweise genau am 6. Januar in Binissalem geboren wurde, war Dichter, Dramatiker und ein bekannter Schriftsteller auf dem Gebiet der katalanischen Literatur, ebenso ein Vertreter des Volkstheaters. „Die Anbetung der Heiligen Drei Könige des Morgenlandes“, die er 1966 veröffentlichte, ist Teil einer jahrhundertealten mittelalterlichen Aufführungstradition und gleichzeitig ein aktuelles Theaterstück mit starken Satire-Comic-Facetten.
Nach der langen Franco-Diktatur war Ramón Aguiló der erste sozialdemokratische Bürgermeister Palmas. Er brachte durch seine offene und beherzte Art die Kultur und Kreativität auf der Insel zum Kochen und ließ die Anbetung der Heiligen Drei Könige, unter der Leitung von Adolfo Díez mit der „Taula Rodona“, aufführen. In Gedenken der alten Tradition, bei der vom Arzt bis zum Metzger die Dorfbewohner mitspielten, entschied man sich drei Jahre später, die Besetzung der Schauspieler mit Menschen des öffentlichen Lebens aus Kultur, Politik, Journalistik, Wirtschaft usw., zu belegen.

Mit viel Satire
Zum 36. Mal wird das Stück in jeweils neuer Besetzung aufgeführt. Dabei stechen politische, soziale, dramatische Vorkommnisse des letzten Jahres, durch individuelle, teils satirisch, teils komödiantisch hinzugefügte Bemerkungen hervor. Sie werden die „botifarres“ (Würste) genannt und geheimgehalten bis zum Tag der Aufführung. Genau das ist es, was die Besucher anzieht und für humorvolle Unterhaltung sorgt. Vergleichbar ein wenig mit dem Derblecken der Politiker auf dem Nockherberg in München.
Bernat Pujol, der sich seit 1974 dem Theater widmet, ist seit der ersten Stunde 1986 dabei und mit Mateu Fiol teilt er sich seit 2010 die Regie. Dieser schaute sich 1990 „als 15-Jähriger mit ein paar Freunden die Vorführung an, in der Illusion eines Tages Teil dieser malerischen Welt zu sein.“ Sein Wunsch erfüllte sich 2004.

Die Darsteller
Bei den Proben haben die Protagonisten sichtlich Freude und schon bei der Besetzung des heftigen und zornigen Herodes, der von der Geburt eines neuen Königs erfährt und seine Position in Gefahr sieht, ist die Auswahl mit Joan Carles Bestard vorzüglich getroffen, denn er ist nicht nur Schauspieler, sondern auch einer der beliebtesten Humoristen der Insel (u. a. bekannt unter „Mado Pereta“). Der Gesang der Sibilla, die als Prophetin über das jüngste Gericht und die Ankunft des echten Königs weissagt, ist ein Highlight im Theaterstück. „Die Sibilla zu singen, die eine so emblematische Tradition verkörpert, wird witzig bei dem Gedanken, dass für die Puristen das, was sie sehen werden, eine ganz bestimmte Version sein wird, halb Dracula, halb Hexe, wobei die mittelalterliche musikalische Essenz im Werk erhalten bleibt“, verrät uns Esperanza Font (Schauspielerin, Sprecherin IB3), die dieses Jahr die Rolle der Prophetin übernimmt. Kika Coll (Direktorin Kulturerbe, Consell de Mallorca), die den Richter spielt, freut sich sehr dabei zu sein mit den Worten: „Ich kenne das Theaterstück gut und schätze den Autor sehr, kommen wir doch aus demselben Ort!“ Der Schriftsteller Miguel Àngel Lladó drückt seine Begeisterung über die Teilnahme des Stücks als König Gaspar mit den Worten aus: „Ich spende nur den Weihrauch, den meine arme Brust ausatmet – eine großartige Erfahrung für einen großartigen Text und einige großartige Schauspieler und Gefährten“.

Perfekt kostümiert
Grenzenlos in seiner Kreativität entwirft Rafael Pizarro seit 27 Jahren alle Kostüme. Dabei verwendet er von alten orientalischen Stoffen bis hin zum Glitzerband, alles was ihm unter die Finger kommt. Ganz besonders achtet er bei der Ausstattung seiner historischen Kostüme auf die Anspielung seiner „botifarres“, die übrigens im spanischen „morcillas“ genannt werden. So wird er z. B. „auf die Kostüme der Heiligen Drei Könige schwarze Kreditkarten nähen und Farben ins Spiel bringen, die Freude ausdrücken sollen in Zeiten der Traurigkeit und Armut.“

EL AVISO-Autoren sind dabei
Als Anerkennung unseres integrativen, kulturellen und sozialen Engagements, sicherlich auch durch unsere wöchentliche Radiosendung in Palma und unsere Zeitungsartikel im EL AVISO, wurden wir mit in das Theaterstück aufgenommen als König Melchior und Maria Mutter Gottes. Das ist für uns eine große Ehre, die nur wenigen Ausländern zuteil wird. Der seit 1976 in Valdemossa lebende, heute 80-jährige bekannte Maler Nils Burwitz spielte 1990 als erster und einziger Deutscher die Rolle des König Melchior. Auch wenn die Veranstaltung auf mallorquinisch stattfindet, ist es lohnenswert sie zu besuchen.
Info:
„L’adoració dels tres Reis d’Orient“,
Ses Voltes, Passeig Dalt Murada, 1A, Palma
6.Januar 2021, 11.30 Uhr
(Sollte es regnen findet die Veranstaltung um 12 Uhr im Teatre Xesc Forteza, C/. dels Blanquers 5 in Palma statt.)
Nermin Goenenc, Roman Hillmann, Fotos: Roman Hillmann, Archiv “Taula Rodona Teatre”
Kostenlose Eintrittskarten gibt es übrigens unter : https://palmacultura.koobin.cat/index.php