Monestir de Miramar: Das Kloster mit dem majestätischen Ausblick

„Es ist vor allem die Landschaft mit ihrem Zauber, welche den Besucher zutiefst beeindruckt“, so steht es auf mehreren Informationstafeln von dem Monestir de Miramar bei Deià. Und tatsächlich ist es die Natur die einem sofort ins Auge fällt, sobald man den kostenlosen und relativ übersichtlichen Parkplatz des Klosters erreicht. Friedlich weidende Schafe zwischen Olivenbäumen und im Hintergrund das blaue Meer ist vielleicht nicht unbedingt ein Anblick, den man als Erstes erwartet, wenn man solch einen heiligen Ort besucht. Nach dieser tierischen Idylle geht es, mit einem Schmunzeln im Gesicht, weiter in den Kartensaal, in dem man erstmal den Eintrittspreis von vier Euro entrichten muss, bevor man mit der Besichtigung der Stätte beginnen kann. Durch die Eingangsmauer hindurch steht rechter Hand die Kapelle, die nach den Entwürfen von Bedřich Wachsmann, einem Prager Maler, erbaut wurde. Im Inneren des Gotteshäuschens ist auf dem Alter ein Triptychon (dreigeteiltes Gemälde) aufgebahrt. Die zwei äußeren Abbildungen stammen von dem österreichischen Maler Edward Steinle, auf den seine Landsleute bis heute sehr stolz sind.

Ramon Llull und Ludwig Salvator
Gegründet wurde das Monestir im Jahre 1276 als Missionarsschule, die sich dem Studium der arabischen Sprache und der Theologie widmete, von dem berühmten mallorquinischen Theologen, Philosophen und Logiker Ramon Llull. Knapp 600 Jahre später entdeckte der damalige Erzherzog von Österreich, Ludwig Salvator, dieses schöne Fleckchen Erde für sich, kaufte es und ließ auf den Grundmauern des Stiftes – für die damalige Zeit – ein großes und imposantes Herrenhaus errichten. Der österreichische Herzog lebte sein Leben sehr ausschweifend und überhaupt nicht so, wie man es von einer Person aus seiner gesellschaftlichen Schicht erwartet. Er war ein Reisender, ein Künstler, ein Vor- und Querdenker, ein Schriftsteller, ein Naturschützer und vieles mehr – eben der Urvater aller Aussteiger und ein Freigeist, der die Insel sehr liebte und viel Zeit auf ihr verbrachte. Er genoss es durch seine prachtvollen Gärten zu flanieren, sich an den Wundern der Natur zu erfreuen und fühlte sich dabei meist unbeobachtet, denn nur wenige Personen wussten, dass durch die Adern des neuen Ansiedlers blaues Blut fließt. Eine kleine Anekdote über die Unbekanntheit des Adeligen ist weit über die Klostermauern bekannt. Es heißt, dass an einem regnerischen Tag, nicht weit weg von dem Anwesen des Naturfreundes, ein alter Mallorquiner mit seinem Karren und seinem Pferd in der aufgeweichten Straße festgefahren war. Ludwig sah das Geschehen und eilte zu dem Hilfebedürftigen. Als das Arbeitstier und sein Einspann endlich aus dem Dreck gezogen wurden, gab der Mallorquiner seinem Helfer ein kleines Trinkgeld für seine Mühe, in Form von einer Münze, die für ein Glas Wein reichen sollte. Der Erzherzog bewahrte diese Münze auf Miramar auf und zeigte sie seinen Gästen und Freunden mit den Worten:“ Das ist das erste Geld, das ich in meinem Leben verdient habe!“

Nicht alltägliche Begegnungen
Den Kennern der royalen Historie dürfte es bekannt sein, dass der Lebemann Ludwig Salvator der Vetter der österreichischen Kaiserin Elisabeth, auch Sisi genannt, war. So ergab es sich, dass die kaiserliche Hoheit ihren Cousin, den sie wegen seinem Lebensstil und seiner Güte sehr bewunderte, auf seinem Anwesen aufsuchte und mehrere Wochen an seiner Seite verbrachte. Nicht nur Sisi war von ihrem Aufenthalt in der Abtei sehr beeindruckt und angetan, sondern auch der heutige spanische König Felipe mit seiner Familie. „Sie standen alle plötzlich da und gaben mir die Hand“, erzählt Simon Pedro voller Begeisterung und Ehrfurcht über seine Begegnung mit dem spanischen Oberhaupt im letzten Sommer. Seit zwölf Jahren betreut Simon diesen Ort der Denker und Dichter. Der am Anfang so wortkarge Betreuer kommt doch noch ins Plaudern und verrät einem, dass Felipe nicht der einzige berühmte Gast war, sondern noch so ein paar weitere bekannte Persönlichkeiten vorbei kamen, wie zum Beispiel Chenoa, eine Sängerin, Komponistin und Moderatorin mit argentinischen Wurzeln, die sehr oft im spanischen TV präsent ist.

Unendlicher Blick auf das Meer
Wenn man in dem Herrenhaus die antike Vorhalle, das Denkmal von Wratislao Vivorny, dem ersten Sekretär von Ludwig Salvator, die Kajüte von Salvators Schiff „Nixe II“, den Ramon Llull-Saal oder den ehemaligen Stall, der inzwischen eine kleine Bibliothek ist, bestaunt hat, geht es hinaus zu dem Aussichtspunkt. Vorbei an den Jahrhunderte alten Olivenbäumen und nach dem Erklimmen der paar unebenen Stufen erscheint es vor einem, das nicht enden wollende, dunkelblaue Meer. Ein selten schöner Ausblick! In diesem Moment wird es einem verständlich, warum dieses Anwesen ein besonderer Ort für seine Besucher war und ist.
Mehr Informationen in spanischer oder mallorquinischer Sprache erhält man während der Öffnungszeiten (Montag bis Samstag von 10-17 Uhr) unter der folgenden Telefonnummer: 971 616 073.
Juliane Mayol Pons

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