

Norbert Fimpel ist ein hervorragender Musiker, der auf Mallorca lebt und als Saxophonspieler sein Publikum begeistert. Das Tenor-Saxophon ist sein bevorzugtes Instrument, allerdings hat er sein Studium mit dem Alt-Saxophon begonnen, das er kaum noch spielt, das letzte Mal bei Night of the Proms vor zwei Jahren mit Bryan Ferry. 2004 engagierte ihn Roger Hodgson (Komponist, Texter und Ex-Sänger von Supertramp), den er 1998 kennengelernt hatte und mit dem er auf Tournee durch Südamerika und Europa ging, das erste Mal zu Night of the Proms. Er trat dort mit James Brown, John Miles, Tony Hadley, Cindy Lauper und Joe Cocker auf. Kurze Zeit später dann engagierte ihn das Management von Joe Cocker. Es entstand eine großartige Zusammenarbeit, die neun Jahre anhielt. Norbert begleitete Joe Cocker auf vier Welttourneen mit über 400 Konzerten in über 30 Ländern und sie teilten eine tiefe Freundschaft miteinander. Diese großartige Zeit endete in Trauer, als Joe Cocker 2014 im Alter von 70 Jahren verstarb.
Seine Wurzeln: Argentinien
Norbert Fimpel ist in Buenos Aires geboren. Seine Mutter und beide Seiten der Großeltern kamen aus Deutschland, sein Vater ist gebürtiger Argentinier. Er liebt Deutschland und ist mit der deutschen Kultur aufgewachsen, aber sein Herz schlägt argentinisch. Zwei Brüder hat er und eine Schwester, die 13 Jahre nach ihm geboren wurde. Seine Kindheits-Erinnerungen sind positiv: „Es gab viel Musik, Sport und gute Freunde, die ich heute noch habe“.

Die Liebe zur Musik muss er von seinen Eltern haben. Diese haben in jungen Jahren an Wochenenden mit ihrer eigenen Band die deutsche Community in ihrer Gegend unterhalten. Schon als kleiner Junge hörte er Elvis Presley, Louis Armstrong, Ella Fitzgerald, Ray Charles – eben jene Musik, die seine Eltern hörten. Er bekam Unterricht in Gitarre und Musiktheorie und liebte es auf dem Klavier beim Besuch der Großeltern Songs zu improvisieren. Auf der Klarinette seines Opas bekam er darin Unterricht. Aber er lauschte schon längst den Klängen des Saxophons…
Sein erstes Geld als Musiker verdiente er mit 22 Jahren. Das war 1990 in Buenos Aires als er mit dem bekannten und angesehenen Sänger und Songschreiber Alejandro Lerner spielte – dieser komponierte u.a. für Lionel Richie, Santana, Carole King, Luis Miguel und Gino Vannelli. Norbert begleitete ihn fortan viele Jahre auf dessen Tourneen. Aber er gründete auch eigene Musikprojekte, spielte Werbung ein für Radio und Fernsehen, wurde engagiert als Gastmusiker bei verschiedenen Live-Shows und trat in mehreren Fernsehprogrammen auf.

Wirtschaftskrise und Neuanfang
2002 entschließt sich Norbert, gemeinsam mit seiner Frau und dem Baby, das Land zu verlassen. Die Wirtschaftskrise war auf ihrem Höhepunkt, die Armut und Arbeitslosigkeit war verheerend, und er sah keine Zukunft mehr in Argentinien. Der Neuanfang auf Mallorca war nicht leicht, er begann mit Straßenmusik, aber es wurde langsam besser.
Lieblingsort Mallorca
Er liebt das Leben auf Mallorca, ist ein gefragter Musiker, hat seine eigenen Projekte. Sein Repertoire reicht von Pop- und Rock-Coversongs bis Jazzstücken und Jazz-Improvisationen. Doch auch für ihn änderte sich 2020 alles. Die Pandemie zwang ihn und seinen Duo-Partner Tolo Servera, die selbstorganisierte Deutschland Tour zu unterbrechen, die sie im März 2020 mit dem Auto starteten und die sie nach nur neun Konzerten im Norden Deutschlands abbrechen mussten. „Auch wenn die Konzerte ausverkauft waren, blieben immer öfter Besucher weg, die Angst vor dem Virus setzte den Leuten zu.“ Mit der letzten Fähre am 15. März 2020 legten Norbert und Tolo dann in Barcelona ab und kamen pünktlich zum Lockdown nach Hause. Es begann ein neues, anderes Leben – zuhause. „Ich spiele normalerweise im Sommer von Ende April bis Ende Oktober jeden Tag, manchmal auch zwei- bis dreimal am Tag. Der Sommer 2020 war ganz anders, denn ich hatte keine Arbeit und war jeden Tag mit meiner Familie zusammen. Das war der erste Sommer auf der Insel, wo ich den Strand, die Insel, meine Familie genossen habe. Es war sehr ungewöhnlich.“ Im Lockdown hatte er dann die Zeit Online Kurse zu machen, „mit Saxophonisten aus Nordamerika, um mich weiterzubilden, denn man hört nie auf, ein Instrument zu studieren. Es ist unendlich und wir bilden uns immer weiter, es hat kein Ende. So kann ich die Zeit nutzen, die ich sonst nicht habe.“

Lieblingsmenschen
Seine Eltern, Geschwister und Freunde sind Lieblingsmenschen und es gibt bestimmt noch mehr, aber seine Töchter sind „das Wichtigste und Beste, das ich habe, ich liebe sie und würde mein Leben für sie geben, wenn es nötig wäre.“. Seine Frau jedoch bekommt den Ehrenplatz. „Meine Frau ist mein Fels, sie ist mein erster Fan und diejenige, die am meisten an mich glaubt, immer hinter mir steht und mich schubst, so dass ich vorwärtskomme. Als ich damals meine erste CD aufnahm, hatte sie schon jahrelang zuvor gesagt, ich solle meine eigene Karriere aufbauen und etwas eigenes machen. Es ist nicht einfach, die Frau eines Musikers zu sein. In meiner Zeit mit Joe Cocker war ich sehr viel unterwegs, manchmal monatelang und sie war alleine mit den Kindern auf der Insel, ohne Großeltern. Das waren schwierige Zeiten, aber sie ist eine Kämpferin und die Frau meines Lebens.“

Privilegien
Norbert beschreibt sich selbst als einen frohen, glücklichen Menschen. Er lacht gerne, liebt Tiere, liebt es draußen zu sein, Sport zu treiben, „alles was einen Schläger und einen Ball hat macht mir Spaß – Tennis, Paddle und Squash. Ich habe viele Jahre Tischtennis gespielt, aber wenn ich einen Sport besonders mag, dann Fußball.“ Musik aber ist seine große Leidenschaft. Davon auch leben zu können sei ein echtes Privileg und „nur eine Minderheit der Weltbevölkerung kann so etwas von sich sagen.“
Sorgen
Aktuell sei alles unsicher, man weiß nicht, wie es weitergehen wird. „Die Leute haben keine Arbeit, Menschen haben Verwandte, Freunde verloren und es ist das erste Mal, dass die Welt so etwas im Kollektiv erlebt.“ Auch er hofft, dass die Impfungen Gutes bringen, uns schützen und wir wieder etwas Normalität erleben, aber auch, dass wir aus allem etwas lernen mögen.
Wünsche und Hoffnung

Er hat zwei CDs mit dem Gitarristen und Sänger Tolo Servera aufgenommen „Ours & Theirs“ (2015), die es bei iTunes und Spotify gibt und „2“ im Jahr 2018. Die letztere verkauft er nur bei Live-Auftritten und er wünscht sich, dass er bald seine Deutschland-Tour fortführen kann. Mit vielen internationalen Musikern, z. B. dem US-Amerikaner Daniel Roth (Piano, Gitarre), der schottischen Schlagzeugerin Patti Ballinas und dem kubanischen Trompeter Ivan St. Ives, die alle auf der Insel leben, hat er schon 2010 seine eigene CD „Norbert Fimpel” aufgenommen und mit vielen spielt er auch weiterhin. Daniel Roth schätzt er sehr, er war der erste Musiker, den er auf der Insel kennenlernte und bis heute arbeiten sie in vielen Musikprojekten zusammen. Und natürlich Tolo Servera nicht zu vergessen, mit dem er weiterhin touren wird.
Wir fragen ihn nach Träumen und er gesteht vorsichtig „wenn ein Traum wahr werden würde, dann möchte ich gerne mit Stevie Wonder und Michael McDonald spielen“. Zudem wollte er eigentlich 2020 sein 30-jähriges Bühnenjubiläum feiern mit einem Konzert in Buenos Aires, einem auf Mallorca und einigen im November in Deutschland. Dafür sollten Musiker der Joe Cocker Band wieder zusammen kommen wie der Pianist Nick Mailo und die Bassistin Oneida James. Auch dieses Projekt gilt es nachzuholen, aber man weiß in diesen Zeiten noch nicht wann und muss wohl – wie viele andere auch – abwarten.
Info
musicnorbert@yahoo.com
FB: Norbert Fimpel
Instagram: norbertfimpel
Nermin Goenenc, Roman Hillmann