„Thierro“, Herzen stark wie Eisen

Portrait Carlos Terroba

Man könnte ihn den Mann mit den „eisernen Herzen“ nennen, denn damit beschäftigt sich Carlos Terroba ausführlich. Es ist ihm ein inneres Anliegen auf das Herz aufmerksam zu machen, auf das Gute im Menschen, auf die Freude im Herzen. Aus Eisenstangen geformt und geschweißt, steht eins dieser Herzen in der Gemeinde Calvià, in Palmanova am Strand. Schon oberhalb vom Kreisverkehr, mit Blick zur Promenade, dem Paseo del Mar, kann man es sehen. Das Denkmal ist 2,80 x 1,90 Meter groß und lädt Groß und Klein ein hindurch zu laufen, sich in die Mitte des Herzens zu setzen oder sich hineinzustellen. Es ist das perfekte Objekt, um Fotos zu machen und es wurde hier Mitte Dezember mit dem Titel „Cor Calvianer“ durch die Künstlergruppe „Ou Verd“ als Geschenk verewigt. Die Idee dazu hatte der Präsident der Gruppe, Tito López, der wiederum Carlos Terroba dafür anfragte. Die dazugehörige Gedenktafel ist eine Hommage an die Opfer der vom Covid-19 betroffenen Menschen, mit den Worten des Künstlers und Poeten Navarro Durruty: „Aus dem süßen Eisen, aus dem Nichts, ist dieses Herz von Terroba aus seinen Händen geboren, um ein Geschenk, eine Erinnerung, ein Ganzes für diejenigen zu werden, die gegangen sind und sich hinter dem Meer über den Wolken befinden. Die Huldigung ist wichtig, ebenso wie jedes Sandkorn, das diesen Strand bildet. Wir werden Sie nie vergessen.“

Die Liebe zum Eisen

In Palma 1973 geboren, entdeckte Carlos Terroba mit 16 Jahren sein Element, auch wenn es ganz anders angefangen hat. Mit Gips modellierend, als Zögling seines Vaters, der nicht nur Stuckateur-Meister ist, sondern auch den größten Einfluss auf Carlos hatte, schaute er sich in dessen Stuckfabrik allerhand ab. Das gute alte Handwerk war und ist das Markenzeichen in seiner Familie. Und dennoch, er suchte eine andere Herausforderung – und fand das Eisen. Er lernte als Autodidakt das Schmieden und begann seine Skulpturen anzufertigen. Eisen als Material bezieht er überall dort, wo damit gearbeitet wird und er benutzt die Reste. Auf Schrottplätzen wird er ebenso fündig wie in Werkstätten. Und keine Schraube, die auf der Straße liegt, ist vor ihm sicher. Dabei entstehen die unterschiedlichsten Kunstwerke: Fisch, skulpturale Lampen, Taschen, Dämon bis hin zum Fahrrad, Auto, Boote oder Möbel.

Dauerausstellung im „Cocos Garden“Carlos hat den für ihn genialen Ausstellungslatz gefunden. Gut passen seine Skulpturen in das weitläufige Garten-Center an der Verbindungsstraße zwischen Andratx und Port d’Andratx. Schon am Eingang begrüßt die übergroße Skulptur eines Einrad die Klienten. Noch beeindruckender ist der aus Eisenstangen geformte, über drei Meter große gigantische Kopf, der seinen Vater darstellt und insofern hat er diese Skulptur auch seinem Vater gewidmet. Im Frühjahr wachsen ihm dann auch Pflanzen-„Haare“, im Sommer Blumen, denn die Pflanzen suchen sich ihren Weg durch das Geflecht. In der Innenhalle des Cocos findet man Herzen in kleineren Größen und überall stehen zwischen Deko-Artikeln seine Skulpturen. Im Außenbereich des Cocos sieht man eine ganze Kollektion seiner Skulpturen. Ganz in der Nähe stellt er sie her und auf Anfragen kann man sein „Fischerboot“ betrachten, das er eigens zum Thema Flüchtlinge gebaut hat. Es ist ein 2.000 Kilo schwerer Eisenkoloss, der zum Spielen einlädt und dennoch, löchrig, zum Kentern verurteilt ist. Dies soll an die auf der Flucht ertrunkenen Menschen erinnern. Zu sehen war diese über sieben Meter lange Eisenskulptur auch schon unterhalb der Kathedrale von Palma.

Die Muse

Lange suchte er nach ihr und er fand sie schon in Frauen wie seiner Mutter oder seiner Tochter. Eine besonders schöne und faszinierende Skulptur, mit eben jenem Namen, widmete er seiner Freundin, der Fotografin Isabel Martín. Es ist der Oberkörper einer Frau aus glatt geschliffenen aneinander geschweißten Stahlstücken, glänzend in Silber. Bei einer Drehung in den Rückenbereich können wir ein organisches Herz sehen, das die Aufschrift „Eterno“ trägt. Um zu sehen, was es im Brustbereich für eine Aufschrift trägt, bemerken wir ein eingearbeitetes Glas. Es hat die Funktion einer Lupe und durch das Drücken eines kleinen schwarzen Knopfes an der Seite erscheint im inneren Licht und wir lesen „Amor“. Wenn man genauer auf die Körperoberfläche schaut, sieht man kleine Gravuren und immer wieder Herzen.

Herzen unterwegs

In Planung war eine Wanderausstellung seiner Herzskulpturen mit dem Auto quer durch Spanien. Die verschiebt er auf unbekannte Zeit. An Ausstellungen hat er in Miami, Rom, Stockholm, Palma, Madrid, Marokko und Barcelona teilgenommen und er gehört zu verschiedenen Bewegungen und Künstlergruppen der Insel Mallorca wie Re’b’olución und Ou Verd. International zählt er zu der Gruppe Pro Arte y Cultur unter der Leitung der bekannten Malerin Mayte Spínola. Und wenn wir ihn nach seinen Zielen fragen, dann schwärmt er davon, das „größte Herz der Welt“ zu schmieden, eine Skulptur in der Kathedrale in Palma aufstellen zu können und natürlich auch Skulpturen da zu platzieren, wo sie besonders auffallen, viel gesehen werden, und beliebte Kunstplätze sind: in den „Rotondas“ (Kreisverkehre) auf der Insel.

Info

www.carlosterroba.com

FB: Thierro / FB: Carlos Terroba Bello

Instagram: Carlos_terroba

Nermin Goenenc, Roman Hillmann, Fotos: Isabel Martín und Roman Hillmann

- Anzeige -