Trauernde versammeln sich in Magdeburg, um Opfer des Auto-Rammangriffs zu ehren.

Mehr als tausend Menschen versammelten sich am Samstagabend in Magdeburg, um der Opfer des tödlichen Angriffs auf einen Weihnachtsmarkt in der zentraldeutschen Stadt am Vortag zu gedenken. Fünf Menschen wurden getötet, darunter ein neunjähriges Kind, und 200 wurden verletzt, als ein Auto am Freitagabend durch die Menschenmenge auf dem belebten festlichen Markt raste, so die Behörden. Der Verdächtige, ein 50-jähriger Mann aus Saudi-Arabien, wurde am Tatort festgenommen und in Gewahrsam genommen. Angehörige der Opfer, Rettungskräfte und geladene Gäste, darunter der deutsche Präsident Frank-Walter Steinmeier und Kanzler Olaf Scholz, nahmen an einem privaten Gedenkgottesdienst im Dom der Stadt am Samstagabend teil. „Der Weihnachtsmarkt als Ort des Friedens wurde zerstört“, sagte Bischof Friedrich Kramer. Beim Besuch des Tatorts am Samstag nannte Scholz den Vorfall eine „schreckliche, wahnsinnige Tat“. „Es gibt keinen friedlicheren und fröhlicheren Ort als einen Weihnachtsmarkt“, sagte Scholz. „Es ist eine schreckliche Tat, so viele Menschen mit solcher Brutalität an einem solchen Ort zu verletzen und zu töten.“ Der Kanzler rief auch zur sozialen Zusammengehörigkeit auf und betonte, dass es ihm wichtig sei, „dass wir als Land zusammenbleiben, dass wir zusammenhalten und uns nicht von Hass bestimmen lassen“. Während des Gedenkgottesdienstes versammelten sich laut ersten Polizeischätzungen etwa 1.000 Menschen vor dem Dom, um die Gedenkfeier auf einem großen Bildschirm zu verfolgen, Blumen niederzulegen und Kerzen anzuzünden. Die Glocken der Kirche läuteten genau 24 Stunden nach dem Angriff, der kurz nach 19 Uhr (1800 GMT) am Freitag stattfand. Etwa 1.000 Menschen versammelten sich auch auf einem zentralen Platz in der Stadt, einige skandierten rechtsextreme Parolen und trugen Fahnen mit dem Logo der rechtsextremen, ultranationalistischen Heimatpartei, die früher Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD) hieß. Magdeburg ist eine Stadt mit etwa 237.000 Einwohnern im Bundesland Sachsen-Anhalt, etwa 150 Kilometer westlich von Berlin. Die Polizei in anderen deutschen Städten ist nun in erhöhter Alarmbereitschaft, wie ein Sprecher sagte, und es werde eine verstärkte Polizeipräsenz auf Weihnachtsmärkten in Berlin geben. Verdächtiger handelte allein, so die Polizei. Der Verdächtige, der nach deutschen Datenschutzgesetzen als Taleb A identifiziert wurde, wird wegen fünffachen Mordes und 200-fachen versuchten Mordes mit schwerer Körperverletzung untersucht, sagte der Leiter der örtlichen Staatsanwaltschaft, Horst Walter Nopens. Nach dem aktuellen Stand der Ermittlungen handelte der Verdächtige als Einzeltäter, so die Polizei. Stadt verteidigt Sicherheitskonzept. Der Direktor des Magdeburger Polizeidepartements, Tom-Oliver Langhans, sagte, der Verdächtige habe eine Flucht- und Rettungsroute genutzt, um den Weihnachtsmarkt zu erreichen, wobei der gesamte Vorfall etwa drei Minuten dauerte. Die Notfallroute war nicht durch Barrieren geschützt, so die Stadtverwaltung. Die Route war so angelegt, dass Rettungsdienste im Falle eines Notfalls auf den Marktplatz gelangen konnten, sagte Stadtrat Ronni Krug. Allerdings waren Polizeikräfte im Einsatz, als sich der Vorfall am Freitagabend ereignete, sodass der Zugang nicht ungeschützt geblieben war, verteidigte er das Sicherheitskonzept am Markt, das sich „über viele Jahre bewährt“ habe. Das Sicherheitskonzept wurde wiederholt angepasst und „nach bestem Wissen“ erstellt und zuletzt im November verschärft, so Krug. Verdächtiger ist islamkritischer Aktivist. Taleb A ist ein 50-jähriger Arzt aus Saudi-Arabien, bekannt als islamkritischer Aktivist. Er hat auf sozialen Medien und in Interviews wirre Anschuldigungen erhoben und behauptet, die deutschen Behörden täten nicht genug, um dem Islamismus entgegenzuwirken. Zuvor hatte er sich für saudische Frauen eingesetzt, die ihr Land verlassen, später aber davon abgeraten, in Deutschland Asyl zu suchen, und auf seiner Website auf Englisch und Arabisch geschrieben: „Mein Rat: Suchen Sie kein Asyl in Deutschland.“ Das Motiv für das Verbrechen ist noch unklar, aber der Verdächtige könnte unzufrieden mit der Behandlung saudischer Flüchtlinge in Deutschland gewesen sein, so die Staatsanwaltschaft. Taleb A kam 2006 nach Deutschland. Wie dpa erfahren hat, beantragte er im Februar 2016 Asyl und erhielt im Juli desselben Jahres politisches Flüchtlingsstatus. Laut einer Sprecherin des Gesundheitsunternehmens Salus arbeitete der Verdächtige als Facharzt für Psychiatrie in der forensischen psychiatrischen Abteilung in Bernburg, einer Stadt südlich von Magdeburg. Saudi-Arabien warnte Deutschland vor dem Verdächtigen. Saudi-arabische Sicherheitsquellen sagten, sie hätten Deutschland vor dem mutmaßlichen Angreifer gewarnt. Riad habe die Auslieferung des Verdächtigen beantragt, aber Deutschland habe nicht reagiert, sagten sie. Sie sagten, der Mann sei ein schiitischer Muslim aus der Stadt Al-Hofuf im Osten Saudi-Arabiens. Schiiten sind in dem Land eine Minderheit und machen nur etwa 10% der überwiegend sunnitischen Bevölkerung aus. Es gibt immer wieder Berichte über Diskriminierung gegen schiitische Muslime in Saudi-Arabien.

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