Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche kritisiert Asyldebatte

Deutschland sollte aufhören, Flüchtlinge als allgemeine Bedrohung zu sehen, sagte die Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Sonntag und nannte die politische Debatte über Asylsuchende „gefährlich“, weil sie sich auf Abschreckung und Abschiebung konzentriert.

„Es geht um Menschen, nicht um Zahlen“, sagte Kirsten Fehrs in der süddeutschen Stadt Würzburg, wo die Synode der EKD zu ihrem jährlichen Treffen zusammenkam.

Nach einem weltweit bedeutenden US-Wahlergebnis und dem Zusammenbruch der deutschen Koalition sagte Fehrs: „Die Welt wurde erschüttert und viele Menschen erleben wachsende Unsicherheit und Angst.“

„Ich hoffe, dass unser Land wieder politischen Halt findet“, sagte die Theologin und Hamburger Bischöfin. „Demokratie gedeiht in stabilen Institutionen.“

Die Synode, das Kirchenparlament der EKD, der größten protestantischen Denomination Deutschlands, tagt bis Mittwoch in Würzburg. Das Hauptthema der diesjährigen Konferenz lautet „Flucht, Migration und Menschenrechte“.

In seiner Begrüßungsrede betonte der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, die Bedeutung des Grundrechts auf Asyl für politisch Verfolgte.

Die Präsidentin der Synode, Anna-Nicole Heinrich, sagte zuvor: „Jeder Mensch hat die gleiche Würde – egal woher er kommt.“

Sie sagte, dass dies in der hitzigen Debatte um die Begrenzung und Abschiebung von Migranten oft ignoriert werde. „Als Kirchen werden wir weiterhin die Schwachen schützen und uns für die Menschenrechte von Flüchtlingen einsetzen.“

Am Montag wird erwartet, dass sich die Tagesordnung mit der Prävention und Bekämpfung von sexueller Gewalt befasst.

Im letzten Jahr geriet die damalige EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus während des Treffens der 128 Synodalen unter Druck, weil sie angeblich vor vielen Jahren gewusst haben soll, dass ein damaliger Kirchenmitarbeiter sich auf sexuell beleidigende Weise verhielt.

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Die Theologin bestritt dies, trat jedoch als Ratsvorsitzende und Präsidentin der Westfälischen Kirche zurück, um keine Schlagzeilen zu erzeugen, die den Opfern von sexualisierter Gewalt schaden könnten, indem sie im Amt blieb, sagte sie damals.

Am Dienstag soll der EKD-Ratsvorsitzende, der die Hamburger Bischöfin Fehrs für die verbleibenden Jahre der laufenden Amtszeit bis 2027 ablöst, gewählt werden.

Als Dachorganisation für 20 Landeskirchen vertritt die in Hannover ansässige EKD 16,8 Millionen Protestanten in 12.500 Gemeinden.

Bischöfin und amtierende Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs sitzt bei einer Pressekonferenz auf der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Karl-Josef Hildenbrand/dpa